Heinz Labensky und seine Sicht auf die Dinge
- Judith Koch
- 15. Feb. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Ich liebe Stories mit älteren Protagonist:innen oder auch Roadtrip-Romane, wenn sie gut gemacht sind. Dieses Buch klang zumindest danach, dass es meine Wünsche erfüllen könnte, weswegen ich unheimlich gespannt war, auf Heinz Labensky und gleichzeitig auf das Autorenduo Tzokos & Tzokos.
𝙆𝙡𝙖𝙥𝙥𝙚𝙣𝙩𝙚𝙭𝙩:
Heinz Labensky hat auch nach der Wende den Osten Deutschlands nie
verlassen und sitzt in einem Seniorenheim die Zeit ab. Bis eines Tages ein Brief die Tristesse unterbricht und Licht ins Dunkel des größten Rätsels seines Lebens bringt: Das Verschwinden seiner Jugendliebe Rita. Er steigt in den Flixbus nach Warnemünde, um der Sache auf den Grund zu gehen. Auf der Fahrt animieren den mit blühender Fantasie gesegneten Labensky die verschiedensten Mitfahrenden zu einer Reise durch die eigene Vergangenheit und er erzählt eine haarsträubende Geschichte nach der anderen. Doch am Meer angekommen, muss Labensky eine Entscheidung treffen. Will er die Wahrheit erfahren und die Realität so akzeptieren, wie sie ist? Oder will er weiter in seiner selbst geschaffenen Fantasiewelt leben?
»Vielleicht, dachte Labensky, war die Wahrheit überschätzt. Vielleicht war er ja doch nicht der einzige, der sich gelegentlich in Einbildungen oder Geschichten rettete. Vielleicht hatte ja jeder so seine Erzählungen auf Lager, um sich die Welt, die nicht leicht auszuhalten war, zurechtzubiegen. Luftschlösser brauchten keine Baugenehmigung, aber sie halfen einem, nicht die Hoffnung zu verlieren.«
𝙀𝙞𝙜𝙚𝙣𝙚 𝙈𝙚𝙞𝙣𝙪𝙣𝙜:
Ja, der Heinzi, der ist schon ein ganz Besonderer. Geistig zwar minderbemittelt, aber das Herz am rechten Fleck. So reist er, aufgrund eines Briefes, zu der Tochter von Rita. Heinz' große, heimliche Liebe, aber damit verbunden auch in seine Vergangenheit.
Auf dieser Reise, und das hat das Autorenduo wirklich großartig gemacht, wird Heinz als roter Faden benutzt, um dem Leser Einblicke in Geschichtsfakten zu geben. Unter anderem ist er, z.B., ein illegaler Taxifahrer, als plötzlich eine Handvoll Leute einsteigen und zum Flughafen Schönefeld wollen. Sie hören auf den Namen Andreas Baader, Ulrike Meinhardt und auch Gudrun Ensslin, - RAF. Oder ist bei Ausgrabungen des verschwundenen Bernsteinzimmers dabei.
Allerdings muss ich auch sagen, dass alle Geschichtsszenen zu detailliert beschrieben wurden, sodass ich das Gefühl hatte, man verliert sich in Details und das Ziel, warum Heinz überhaupt unterwegs ist, geht dabei etwas verloren. Aber genau das war es, was ich unbedingt wissen wollte. Ob die unbekannte Frau, die ihm den Brief geschrieben hat, womöglich seine Tochter ist?
Weil alles so sehr ausgeschmückt wurde, habe ich, ab ca. dem letzten Drittel, einige Szenen schnell überflogen. Aber gerade nur so, dass ich selbst nicht den roten Faden verliere.
Meine Lesefreude war nämlich inzwischen nicht mehr so groß.
Das Ende, joa, kam zumindest dann wiederum sehr schnell und auch mit einer kleinen Überraschung. Damit hatte ich inzwischen nicht mehr gerechnet.
Im Großen und Ganzen habe ich mehr von der Geschichte erwartet. Halt weniger ausgeschmückte Details, aber mehr Gefühl. Anfänglich war ich nämlich noch im Glauben, dass Heinz mir sehr ans Herz wachsen wird. So war dem aber leider nicht, auch wenn er ein sehr herzlicher Charakter war.
𝙁𝙖𝙯𝙞𝙩:
Irgendwie gut gemacht, aber mir persönlich zu viel des Guten. Außerdem dachte ich, Heinz wird mit mehr ans Herz wachsen.
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