Rezension zu Realty show
- Judith Koch
- 21. Okt. 2021
- 2 Min. Lesezeit
Da ist er, ein neuer Spannungsroman von Anne Freytag, dem ich mit Vorfreude, aber auch mit einem gewissen Respekt entgegengefiebert habe.
𝙕𝙪𝙢 𝙄𝙣𝙝𝙖𝙡𝙩:
Es ist Heilig Abend, Prime time, und eine Gruppe von Leuten spielt jüngstes Gericht.
Warum? Die Macht geht längst nicht mehr vom Volk aus. Demokratie ist Geschichte. Wer wirklich regiert, sind mächtige Leute aus verschiedenen Bereichen. Und deswegen gibt es jetzt Gerechtigkeit.
Ihre Geiseln sind die 10 einflussreichsten Menschen Deutschlands, die für ihr Handeln nun einstehen sollen und die Jury, das sind wir, alle Menschen vor dem Bildschirm. Moral und Ethik vs. Ungerechtigkeit und Korruption.
𝙀𝙞𝙜𝙚𝙣𝙚 𝙈𝙚𝙞𝙣𝙪𝙣𝙜:
Ich mag Geschichten, wo ich gedanklich hin- und hergerissen werde. Wo der Autor es schafft, meinen eigentlich festen Standpunkt nochmal über Bord zu werfen, weil mir die Gegenseite mit Fakten kommt, die die Schuldfrage in ein komplett anderes Licht stellt. Das hat Anne Freytag großartig gemacht. Allerdings wurden nur zwei Fälle komplett beleuchtet. Was ich schade fand, weil genau das für mich das Genialste daran war. Ich frage mich natürlich jetzt, warum ich die weiteren Opfer oder sind es Täter, auch kennengelernt habe? Im Nachhinein sorgte das dann nur für Verwirrung und by the way, die ganzen Namen waren nicht ohne.
Somit wurden dann aber zumindest Themen wie Fast fashion und Datenschutz hier intelligent und gesellschaftskritisch beleuchtet. Wie gesagt, das fand ich großartig.
Spannend war auch das Mitraten, wer hinter all dem steckt. Man wusste zwar die Decknamen der sogenannten Vogelgruppe, kannte aber nicht die echten Namen dazu. Mit Fortschreiten der Geschichte konnte ich aber immer mehr zuordnen, wer und mit welchem Hintergrund, hinter der Operation "Realty Show" steckt.
𝙁𝙖𝙯𝙞𝙩:
Meinen Nerv hat die Autorin getroffen und damit geschafft, über den Tellerrand hinauszuschauen, auch wenn ich mir noch mehr dieses "in einen Konflikt geraten", gewünscht hätte.
⭐⭐⭐⭐





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